Die kulturelle Arbeit in der Elisabethkirche wurde 2017 mit dem Sonderpreis des Kulturförderpreises der Stadt Kassel und 2019 durch den „Preis für Pastorale Innovationen“ im Bereich Kultur durch das Bistum Fulda gewürdigt. Die Kirche bot auch Gottesdiensten von deutsch-, englisch-, kroatisch- und spanischsprachige Christinnen und Christen sowie der Eritreisch-Orthodoxen Gemeinde Heimat. Die Elisabethkirche ist eine der größten Kasseler Kirchen und mit über 400 Plätzen einer der großen Veranstaltungsräume.
Die ursprüngliche Elisabethkirche in Kassel wurde von 1770 bis 1777 erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und danach auf der anderen Seite des Friedrichsplatzes wieder aufgebaut. Die heutige Elisabethkirche in der Kasseler Innenstadt wurde in den Jahren 1959/60 nach den Plänen des Münchener Architekten Armin Dietrich erbaut und am 19. und 20. November 1960 vom Fuldaer Bischof Adolf Bolte geweiht.
Als Kasseler Innenstadtkirche ist sie ein besonderer Ort, der sich immer wieder zu den Menschen in der Gesellschaft öffnet. Sie ist dabei auch eine Begegnungskirche für die Kirchengemeinde und für viele muttersprachliche Christinnen und Christen, die in Kassel eine neue Heimat gefunden haben und Gottesdienste in ihrer Sprache feiern möchten. Auf besondere Art und Weise ist die Elisabethkirche auch eine Kunst- und Kulturkirche, die mit vielen öffentlichen Arrangements, Konzerten und Veranstaltungen interessierte Menschen anzieht und begeistert. In der Kasseler documenta-Zeit wurden in den vergangenen Jahren jeweils begleitende Gegenwartskunst-Ausstellungen im Kirchraum gezeigt. Zuletzt 2022 die Installation „Poem of Pearls“ der Künstlerin Birthe Blauth.
Nicht nur Gläubige, sondern auch Kulturinteressierte finden in der Elisabethkirche ihren Ort. Das katholische Gotteshaus am Friedrichsplatz versteht sich als „Kulturkirche“, in der Musik und Kunst erlebbar sind.
Schon von Weitem ist die mannshohe Plastik des Bildhauers Stephan Balkenhol im offenen Luftraum unter dem Dach des Kirchturms zu sehen. Im Innenraum ertönte die denkmalgeschützte Bosch‐Bornefeld‐Orgel: Die Elisabethkirche ist ein Ort der Experimente und der Kooperationen mit Musikschaffenden der Universität Kassel, dem Staatstheater, den Kasseler Musiktagen und der Musikakademie „Louis Spohr“. Die Konzertreihen und Einzelveranstaltungen verschiedener Chöre, Sängerinnen, Sänger und Instrumentalistinnen und Instrumentalisten zeigen die große Vielfalt der Kirchenmusik.
Seit der documenta 11 (2012) finden außerdem Begleitausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler in dem Gotteshaus statt.
Etwas Besonderes ist die Bosch-Bornefeld-Orgel. „Ein zweites Stadium der Orgelbewegung.“Dieses visionäre Zitat aus einem Brief Helmut Bornefelds (1906-1990) an den Orgelbaumeister Werner Bosch (1916-1992) unterstreicht die Bedeutung , die von diesem 1964 vollendeten Orgelneubau ausging.
Der damalige Kantor der Kasseler Martinskirche Klaus Martin Ziegler (1929-1993) setzte sich dafür ein, dass Helmut Bornefeld als Sachverständiger dieses Projekts eingesetzt wurde. Bornefeld war ein wichtiger „Orgelneudenker“ und das Instrument bietet zahlreiche klangliche Möglichkeiten, die auch heute noch überraschen. Das Klangkonzept des Instrumentes ist ohne Zweifel einzigartig und hat in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einer Vielzahl von Uraufführungen und Konzerten mit Neuer Musik geführt.
"Ein
Klangdenkmal zieht um" … so lautete 2015 die Devise, unter der die
Kirchengemeinde in Kassel die anstehende Orgelmaßnahme gesetzt hat. Die
berühmte Bosch-Bornefeld-Orgel wurde aus der Martinskirche in die
Elisabethkirche übertragen. Hierzu wurde bereits eine zweite Empore in St.
Elisabeth eingebaut und die Orgel wird nun Zug um Zug versetzt.
In der von der Pfarrgemeinde zusammengestellten Broschüre zum Orgelumzug äußern
sich auch bedeutende Vertreter der Kasseler Kulturszene, z. B. die
Geschäftsführerin des Bärenreiter-Verlages, Frau Prof. h. c. Scheuch-Vötterle:
„Dass dieses für die Orgelliteratur so bedeutende Instrument unserer Stadt
erhalten bleibt, erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit. Es wird auch
weiterhin spannende Uraufführungen, Konzerte und CD-Einspielungen an und mit
dieser Orgel in der Elisabethkirche geben.“ Oder auch der Kasseler
Generalmusikdirektor Patrik Ringborg: „Viele Konzerte wären ohne diese
einmalige Orgel nicht denkbar gewesen. Dass sie in der Elisabethkirche erhalten
bleibt, bereichert das Musikleben Nordhessens über seine Grenzen hinaus.“
„Durch die Überführung der historischen Bosch-Bornefeld-Orgel von der
Martinskirche zur Elisabethkirche haben sich beide Gemeinden für den Erhalt
eines wertvollen musikalischen Zeugnisses eingesetzt und zugleich den Weg
geebnet für einen beeindruckenden Orgelneubau in der Martinskirche“, so die
Stadt in ihrem Pressetext zur Verleihung des Sonderpreises des
Kulturförderpreises der Stadt Kassel im Jahr 2017.
Nach 23 Abenden zwischen August und Oktober 2020 ging in der Corona-Zeit die Reihe Kultur.Liebe.Hoffnung in der Elisabethkirche vorerst zu Ende. Die Innenstadtkirche wurde mittwochs und donnerstags Künstlerinnen und Künstlern kostenlos zur Verfügung gestellt. Es gab Konzerte, Lesungen, Tanz, Performance und Theater. Ziel war, Kulturschaffenden Einnahmen und Auftrittsmöglichkeiten zu ermöglichen und dass Bürgerinnen und Bürger wieder Kultur erleben können. Der Bischof aus Fulda war Schirmherr. In hervorragender Weise deutlich gemacht worden, wie sehr Kirche davon profitiere, mit Künstlerinnen und Künstlern heute in unmittelbaren, gastfreundlichen Kontakt zu sein. „Unser Glaube hat die Kraft, eine Kultur zu prägen, die auf zwei Beinen steht: Freiheit und Vertrauen – und nichts soll Dich ängstigen.“ Kassels Kulturdezernentin: „Mit Kultur.Liebe.Hoffnung ist ein ungewöhnliches und starkes Zeichen der Solidarität mit Kassels Kultur gesetzt worden.“ Nach dem Dacheinsturz haben sich spontan viele der damals von der Elisabethkirche unterstützen Kulturschaffenden durch ein Benefizkonzert für den Erhalt der Elisabethkirche engagiert.